Dezember 2024

"Stell Dich nicht so an"

"Sei anständig"

"Was sollen denn die Leute denken?"

Wer kennt sie nicht? Sprüche, die man in seiner Kindheit ständig hört und die einen auf ewig prägen.

Ich habe mich schon immer anders gefühlt. Doch das passte nicht immer allen Menschen in meinem Leben.

Am schlimmsten war es allerdings nicht in meiner Kindheit oder Jugend, wo ich von älteren Kindern hin und wieder geärgert wurde, sondern in der Zeit, in der ich erwachsen wurde. Da fing das größte Mobbingerlebnis in meinem Leben an:

  1. Ich war ein Wochenende unterwegs und hinterließ mein Zimmer in einem ordentlichen Zustand. Als ich zurückkam, war mein Zimmer so „aufgeräumt“, dass ich nichts mehr wiederfand. Sie hat es in diesen Zustand versetzt, weil es ihr zu unordentlich war. Ihr müsst Euch überlegen, ich war 20 Jahre alt.
  2. Meine Mutter lieh sich mein Auto aus, damit sie es waschen konnte. Ihr war es gegenüber den „Leuten“ unangenehm, wenn mein Auto nicht sauber war.
  3. Meine Haare sind ein Teil von mir, über den nur ich zu bestimmen habe? Nix da, meine Mutter sah das anders. Sie wollte, dass ich einen anständigen Haarschnitt trage und bestellte die Frisörin zu uns. Ich schickte sie wieder weg und sie bestellte sie erneut zu uns. Ganz ehrlich Leute, ich war 20 Jahre alt und jetzt reichte es mir.

Ich versuchte, meiner Mutter aus dem Weg zu gehen und distanzierte mich. Blöd nur, dass wir beide zu der Zeit den selben Arbeitsort hatten, eine Grundschule in der Nähe. Und da ging das nächste Drama los. Auf dieser Grundschule haben sich Gerüchte breitgemacht und es wurde negativ über mich gesprochen.
Ich ergriff sofort die Initiative und bat das Kollegium schriftlich, mir Rückmeldung zu mir und meiner Arbeit zu geben. Ihr müsst Euch das so vorstellen: Ich schrieb einen Zettel mit der Schilderung der Dinge, die ich über mich gehört hatte und der Bitte, mit mir ins persönliche Gespräch zu gehen. Diesen Zettel legte ich allen Kolleginnen und Kollegen auf den Arbeitsplatz.

Die Direktorin wartete an dem Tag auf eine Pause und bat mich dann in ihr Büro. Dort brüllte sie mich an, weil ich mit meiner Methode ihrer Meinung nach Unfrieden beim Kollegium stiften würde. Sie ließ mich nicht zu Wort kommen und brach das „Gespräch“ sofort ab. Ich verließ das Büro. Sie kam mir hinterher, um „nachzutreten“, indem sie mich erneut anbrüllte.

Die nächsten Wochen verbrachte ich mit Krankschreibungen und Therapie und ließ mich nur noch selten in der Einrichtung blicken. Zum Sommer und damit zum Ende meines Bundesfreiwilligendienstes arbeitete ich wieder wie gewohnt, jedoch blieb dieser Vorfall noch lange in meinen Gedanken und wurde nie mit den betroffenen Personen aufgearbeitet.
Hier ein Shoutout an die Direktorin der Schule: Ich hoffe, Du hast aufgehört, Menschen anzubrüllen, wenn es nicht nach Deinem Willen geht! Als Pädagogin und Leitung dieser Schule solltest Du es besser wissen, denk an Deine Fürsorgepflicht!

Weiter im Text:

Meine gesamte Familie hat sich in dieser Zeit von mir abgewandt. Ich wurde von meinem Opa ausspioniert. Eine Polizistin im Dorf handelte im Auftrag meiner Mutter, um mir nachzustellen. Das ging sogar so weit, dass ich in einer „allgemeinen Verkehrskontrolle“ im Sommer 2020 verdächtigt wurde, unter Drogeneinfluss mit dem Auto zu fahren. Die Polizei hat den Test manipuliert, sodass er positiv ausschlug und ich auf die Wache mitkommen musste. Dort kam der „Arzt“ mit Flip-Flops, Hawaiihemd und kurzer Chinohose, um mir Blut abzunehmen. Glaubt mir Leute, ich habe mich total verarscht gefühlt. Nein, mehr als das. Ich war total entsetzt, dass MIR so etwas unterstellt wurde. ICH, der noch NIE irgendeine Droge angefasst hatte. Da ich an diesem Tag mein Vertrauen in die Polizei vollends verloren hatte, betonte ich in der Wache, dass ich darauf bestehe, dass genau diese Blutprobe analysiert wird und es an dieser Stelle keine weiteren Manipulationen und Betrügereien geben darf. Sie bestätigten mir, dass genau diese Probe analysiert wird und ich in zwei bis drei Wochen das Ergebnis haben werde. Nach vier oder fünf Monaten erhielt ich dann Post mit der Info, dass der Grenzwert nicht erreicht wurde.

Meine Familie machte mir über Monate hinweg Vorwürfe, dass ich mich doch mal normal verhalten sollte. Alle meine Freundschaften zerbrachen in dieser Zeit, weil alle mit meiner Mutter Kontakt hatten. Wer verhielt sich hier also nicht normal? Wer manipulierte alle meine Kontakte?
Tja, was soll ich sagen? Wie gut, dass ich ent-täuscht wurde, denn so konnte ich erkennen, wer wirklich zu mir hält und wer nicht.

Um meinen 20. Geburtstag herum stritt ich mich immer mehr mit meiner Mutter. Sie respektierte meine Grenzen nicht und wurde immer übergriffiger. Mir fallen spontan drei Situationen dazu ein.

In dieser ganzen Zeit, die für mich wirklich herausfordernd und niederschmetternd war, gab es zum Glück Menschen, die mich unterstützt haben und es bis heute tun: Meine Lieblingsmenschen! An dieser Stelle möchte ich mein Dankeschön richten an Lilly, Felix, Tina, Christopher und Christian, ohne die ich das Ganze nicht durchgestanden hätte.

Ich bin so froh, dass wir gemeinsam den Verein Anders? = Anders! e.V. gegründet haben. So konnten wir nicht nur mein Leben, sondern auch das Leben von vielen anderen Menschen (vielleicht auch Dir) retten.

Danke für alles!

Wer Fragen zu mir oder meiner Geschichte hat, darf mich gerne persönlich kontaktieren:

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