Ich bin Autist.
Und das ist tatsächlich nicht nur eine Bürde, sondern auch mein Schild.
Autist zu sein bedeutet für mich, dass ich gewisse soziale Konstrukte nicht verstehe und meine eigene Sicht der Dinge habe. Das ist für mich völlig ok, denn ich kenne ja nur meine Perspektive und diese ergibt für mich Sinn. Ich verstehe die Welt durch meinen Blick auf sie. Ehrlicherweiser muss ich dazu sagen, dass mein Blick auf die Welt nicht zwingend sozialkompatibel ist, so dass ich täglich aus Neue lerne, wie Gesellschaft funktioniert und wie ich Teil der Gesellschaft sein kann, ohne ständig Leute vor den Kopf zu stoßen. Hier bei Anders? = Anders! Habe ich einen Raum, in dem ich mich frei bewegen kann und nicht aufgrund meiner Eigenheiten ausgegrenzt werde. Ich kann Mensch sein und im direkten Austausch mit anderen lernen, mich so auszudrücken, dass ich auch verstanden werde. Gleichzeitig bin ich auf dem Weg immer mehr die anderen zu verstehen. Man kann sich das so vorstellen, dass ich viele, wenn nicht sogar alle „gesellschaftlichen Konventionen“ explizit erlenen muss. Das bedeutet dann auch, dass ich sie hinterfrage, um sie zu verstehen. Glaubt mir, das ist nicht leicht und gewisse Dinge werde ich nie verstehen: Was ist der Sinn davon, anderen beim Sport zuzuschauen?
Falls ich aufgrund meines Autismusses Ausgrenzung ausgesetzt war, habe ich das praktisch nicht mitbekommen, da ich vom Grunde her nicht davon abhängig bin, was andere von mir denken. Wenn ich Menschen mag und mit ihnen in „Beziehung“ gehe ist es mir natürlich wichtig, wie sich diese Beziehung ausgestaltet und welche gemeinsamen Werte wir haben. Was ein Fremder von mir denkt, ist mir aber vollkommen gleichgültig – auch, was „die Gesellschaft“ von mir hält…
Und das ist ein unwahrscheinlich mächtiges Schild. Ich war in einer Kirchengemeinde ehrenamtlich engagiert und dort Vorsitzender des Gemeindekirchenrats (GKR), also des höchsten Leitungsgremiums der Gemeinde. Was als eine an sich harmlose Auseinandersetzung auf Verwaltungsrechtebene zwischen Kirchenkreis und Gemeinde anfing, entwickelte sich zu einem extremen Konflikt, bei dem die Kirche mit rechtsbeugenden Maßnahmen einen offensichtlich rechtswidrigen Beschluss (gerichtlich bestätigt) durchsetzte und den GKR auflöste. Sie riss die Leitung der Gemeinde an sich und begann mit Zersetzungsmaßnahmen die erfolgreichen Strukturen zu zerstören. Und damit einher ging eine groß angelegte Mobbingkampagne. Deren Opfer war ich nicht allein und bei weitem wurde auch gegen mich nicht am heftigsten vorgegangen – aber: es war auch gezieltes Mobbing gegen mich!
Wenn ich das Ganze im Nachhinein betrachte, war hier mein Autismus meine Stärke, da er mir half, mich allein auf die Sachebene zu konzentrieren und für das Wohl der Gemeinde zu kämpfen. Die soziale Ächtung und die Angriffe auf meine Person und meinen Leumund erreichten mich nicht, da es mir nun mal egal ist, was Fremde von mir denken. Es war vielmehr mein Gerechtigkeitssinn, der mich damals wie heute in echte Wut darüber versetzt, wie sich die Kirche gebärdet hat und versucht hat die Leben von Menschen, die mir wichtig sind, systematisch zu zerstören.
Und deswegen stehe ich zu 100% hinter der Botschaft meines Bildes, dass sich an die Evangelische Kirche Berlin- Brandenburg-schlesische Oberlausitz richtet.
PS: Die Geschichte dieses Kirchenmobbings vollständig zu erzählen, würde hier den Rahmen sprengen und wird deswegen an andere Stelle geschehen. Dass rechtswidrig gehandelt wurde, ist aber höchstrichterlich bestätigt und schwarz-auf-weiß nachweisbar. Die Kirche hat nachweislich ihre Macht missbraucht.