Hallo, @leon_vdsis1516! Wie schön, dass Du mit uns dieses Interview führen kannst. Wir wissen um Deine Schwierigkeiten in Deinem Privatleben und sind deshalb umso dankbarer, dass Du dies für Dich durchsetzen konntest. Möchtest Du Dich einmal kurz dem Publikum vorstellen?
Hallo, ich bin der Leon und bin 17 Jahre alt!
Vielen Dank, Leon! Kommen wir zur ersten Frage: Wann hast Du das erste Mal gemerkt, dass Du anders bist?
Das erste Mal gemerkt, dass ich anders bin, habe ich, als ich in die vierte Klasse kam. Ich war der Einzige, der noch kein eigenes Handy/Smartphone hatte. Das war aber nicht das Einzige – es gibt natürlich noch viel mehr Dinge an mir, die anders sind.
Die Dinge, die ich gleich aufzählen werde und die für mein Anderssein ausschlaggebend sind; für diese gebe ich meinen Eltern Schuld. Es sind Dinge, die ich ihnen nie verzeihen kann. Im Voraus möchte ich nur noch kurz erwähnen: Im Gegensatz zu damals weiß ich heute, dass es auch viel Gutes daran gibt, anders zu sein – aber dieses „Anderssein“ damals war für mich vor allem eins: Schlimm.

Was hatte Dein Anderssein für eine Auswirkung auf Dich?
In meiner Freizeit war ich nicht mit Freunden unterwegs, sondern saß allein daheim, einfach weil ich keine Freunde hatte.
Warum würdest Du sagen, hattest Du damals keine Freunde?
Niemand will mit einem Außenseiter befreundet sein, oder? Ich hatte immer alles anders als die anderen; mein Pausenbrot – die Anderen kauften sich was – ich musste das von Zuhause essen. Die Schultasche und das, was ich anhatte, war nie das, was die anderen hatten und allgemein hatte ich nie etwas, was andere hatten, sondern immer etwas anderes (wenn ich ein gewisses Teil denn überhaupt besaß). Leider konnte ich nicht wirklich etwas machen gegen dieses „Anderssein“, und so wurde ich zum unbeliebten Außenseiter: keine Kontakte, keine Freunde, keine Hobbys. So fing ich mit 14 wieder mit Legobauen an, als andere die erste Freundin hatten…
Als ich dann vor einem halben Jahr mein Tablet bekam, da wurde es mit den Kontakten besser; ich kam in die VDSIS-Army, lernte tolle Menschen kennen, ich installierte mir sämtliche Social-Media-Apps. Auf einmal war ich wie fast alle anderen auch – ich habe Kontakte, was ich niemals geglaubt hätte. Ich habe sogar so etwas wie eine zweite Familie dadurch kennengelernt. Es ist die Familie, in der ich mich deutlich wohler fühle, nebenbei bemerkt. Das war alles toll und schön, bis mir meine Eltern auch da wieder dazwischen gegrätscht haben und mir mein Tablet des Öfteren auch mal abnehmen…

Wie hast Du drauf reagiert?
Natürlich habe ich mir zuallererst gedacht: Was mach ich jetzt? Dann habe ich wieder ein bisschen mit Legosteinen gebaut und wusste genau, was ich machen wollte. Ich wollte aus Playmobil und Lego einen Bauernhof nachbauen. Einfach alles, was dazugehört, möglichst detailreich. Was ja schon ein bisschen komisch ist angesichts der Tatsache, dass ich 17 bin. Aber es ist mir egal – es macht mir Spaß und das finde ich das Wichtigste. Auch wenn es wahrscheinlich nicht viele interessiert, was ich da alles baue, lade ich es trotzdem auf Instagram hoch, weil es ja sein könnte, dass es ja vielleicht doch Beachtung geschenkt bekommt. Deshalb will ich das auch weiterhin machen…
Es ist schön zu hören, dass Dir diese Aktivität so guttut! Lädst Du auch weitere Inhalte auf Instagram hoch?
Ich bin irgendwann vor ein oder zwei Monaten mal aufgewacht, was das Thema Mobbing betrifft; ich habe angefangen, mich ehrenamtlich zu engagieren; ich habe angefangen, mich mit Hatern und Mobbern im Netz auseinanderzusetzen und auch Beiträge darüber hochzuladen. Ich habe gemerkt, dass es bei manchen Leuten tatsächlich etwas bringt, mit ihnen zu diskutieren und möchte es deshalb unbedingt auch weiterhin tun!

Lieber Leon, wie sieht die Zukunft für Dich aus?
Leider machen es mir meine Eltern nicht leicht und wollen, dass ich so anders bleibe, wie ich früher war. Das möchte und werde ich nicht zulassen, denn ich weiß jetzt, wer ich bin und was mir Spaß macht und fahre damit fort.
Hast Du eine Message an die Lesenden da draußen?
Ich werde nicht mehr „anders“ sein, nur weil mich jemand anderes dazu zwingt: Ich werde anders sein, weil ich das will. Das solltet Ihr auch tun!
Vielen Dank, Leon, für Deine Mühe!
