


Hi, mein Name ist Krissy und ich bin 30 Jahre alt.
Mobbing gibt es in so vielen Altersgruppen und es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr Einen Mobbing in der Kindheit für das weitere Leben prägt und wie sich Mobbing mit den Jahren verändern kann. Ich war damals als Kind eher schüchtern, still und lebte sehr zurückgezogen. Da mein Bruder in der Kindheit sehr viel Aufmerksamkeit brauchte, geriet ich oft in Vergessenheit oder man hat meine für mich schlimmen Situationen nicht wahrgenommen oder oftmals runtergespielt. Die Kinder in meiner Altersgruppe haben mich immer nur widerwillig zu Geburtstagen oder zum Spielen eingeladen, denn ich war nicht das typische Mädchen, das Pferde mochte und alles, was Pink ist. Schon damals war ich immer „anders“. Auch mein Aussehen weichte von anderen Kindern ab. Ich war immer erheblich kleiner als alle anderen in meiner Altersklasse und ich hatte auch nicht wie viele andere immer teure Markenklamotten, da mir das nie wichtig war. Dazu kam denn noch, dass mein Bruder mit dem Alter immer gewalttätiger mir gegenüber wurde, aber auch in der Schule anderen Kindern gegenüber. Also war ich meine gesamte Realschulzeit in dem Twist gefangen zwischen: „Mit dir Spielen wir nicht, du bist bestimmt genauso aggressiv wie dein Bruder“ über: „Alter, du bist so klein, geh mal wieder zurück in die Grundschule.“ Ich wurde also nie ernst genommen oder respektiert. Also zog ich mich immer mehr zurück, litt eine Zeit lang an Essstörungen und war magersüchtig. Doch interessiert hat das gefüllt keinen, nicht mal meine Familie. Einmal wurde ich sogar krankenhausreif geprügelt, weil ich angeblich zu hässlich für diese Welt sei. Irgendwann schwenkte das um und ich verstellte mich, um gemocht zu werden. Ich sagte und machte Sachen, die ich nicht wollte (auch sexuelle Sachen innerhalb einer „Beziehung“), weil ich Angst hatte, sonst verlassen und allein gelassen zu werden. Ich begann aufgrund meines eigenen Krankenverhaltens irgendwann mit Ritzen und Selbstverletzung an und auch mit dem ein oder anderen versuch, das Leben zu beenden. Damals waren nur meine beste Freundin und meine Mutter aufmerksam geworden, denn auch zu dem Zeitpunkt hielt mein Vater das für Schauspielerei. Dann bekam ich die Diagnose „Borderline“. Mit der Hilfe von Schul- und Ortswechsel und der Unterstützung meiner Mutter bekam ich die Kurve. Plötzlich wurde ich dadurch, dass mich und meine Vergangenheit keiner kannte, ganz anders behandelt. Das hat mir so viel Kraft gegeben. Ich fing an, vom stillen Mäuschen endlich mal laut zu werden und zu sagen, was ich wirklich denke. Ich wurde selbstbewusst, wenn es in der Öffentlichkeit war, aber auf Beziehungsebene war ich oft noch sehr unsicher. Ich merkte, irgendwas stimmt da nicht. Ich habe mich dort auch immer so oft verstellt für die Männer, weil ich immer noch diese Angst hatte, allein zu sein. Durch meinen besten Freund und tausende Gespräche mit ihm habe ich dann erst nach und nach realisiert, dass es nicht an den Männern, sondern an mir lag, dass ich einfach die ganze Zeit nicht verstanden habe, dass ich eig. nicht auf Männer, sondern auf Frauen stehe. Ich war plötzlich so selbstbewusst und mein ganzes Leben hat sich verändert. Ich stand plötzlich für andere ein, die wegen ihrer sexuellen Orientierung gemobbt wurden. Und dann der Plot Twist, plötzlich wurde ich nicht mehr wegen meines Aussehens und meiner Körpergröße gemobbt, sondern wegen meiner sexuellen Orientierung des Öfteren belästigt. So häufig bekam ich Sprüche an den Kopf, wie: „Boar geil, eine Lesbe, darf ich zugucken?“, oder Anfragen von mehreren Männern, mitmachen zu dürfen. Es kamen Sprüche, wie: „Du siehst aber so weiblich aus, wieso stehst du denn auf Frauen?“, „Das ist ja eine Schande, dass wir eine Frau für uns Männer verlieren“ oder „Du stehst auf Frauen? Hast wohl noch keinen richtigen Mann gehabt.“ Und das alles, ohne zu wissen, was ich in der Vergangenheit mit männlichen Partnern durchmachen musste! Ein Partner, mit dem ich 1 ½ Jahre zusammen war, hatte mich sogar eingesperrt, verprügelt und misshandelt.
Ich habe so lange gebraucht, von ihm loszukommen, aber ich hatte sicherlich nur noch keinen richtigen Mann. Ich habe so viele Jahre gebraucht, um zu verstehen das ich mich zu Frauen hingezogen fühle und denn wird einem dauerhaft vorgeworfen, dass mein Empfinden falsch ist? Niemand kann und darf entscheiden, was das Richtige ist, diese Entscheidung liegt ganz allein bei dir selbst. Du musst wissen, wer du bist und wer du sein willst, egal ob Mann, Frau, non binär oder was auch immer. Egal welche Hautfarbe, welche Religion, oder welche Körperstruktur. Du allein musst dich wohlfühlen und nicht die Millionen Menschen um dich herum. Man kommt im Leben immer wieder an Punkte, an denen man an sich zweifelt, aber es gibt einem so viel Kraft, heute an das zurückzudenken, was man alles durchlebt und geschafft hat. Du allein hast dein Schicksal in der Hand. Und du allein bist so weit gekommen. Wenn die Mobber von damals mir heute begegnen, verstehen die nicht mal, was das damals mit mir gemacht hat und wie verletzend das war. Heutzutage blicke ich nur auf diese herab und sage mir: „Danke! Dank dir habe ich gelernt, was Stärke ist. Dank dir habe ich gelernt, durchzuhalten und nicht aufzugeben. Dank dir bin ich nun diese Starke Frau, die ich heute bin. Danke, dass du so ein Arschloch warst, denn heutzutage würde ich jederzeit mit dir fertig werden, aber du niemals mit mir, wenn ich dir klar machen würde, was das für Schmerzen waren. Ich kann damit leben, zu wissen, zu was für einer starken Frau ich dadurch wurde, aber kannst du auch damit leben, zu wissen, was für ein schlechter Mensch du eig. warst? Könntest du damit leben, wenn deine Kinder das durchleben müssten, was du anderen angetan hast? Karma kommt irgendwann bei jedem …