Moin, ich bin Bug (es/it/they), momentan 21 Jahre alt, und ich war schon mein ganzes Leben lang anders, sei es mental, durch meine romantische und sexuelle Orientierung, durch mein Geschlecht oder einfach sozial.
Wann habe ich das erste Mal gemerkt, dass ich anders bin?
Das erste Mal, wo ich es richtig gemerkt habe, war ich glaube ich in der 6ten oder 7ten Klasse, wo ich gemerkt habe, dass ich mich zu einer meiner Freundinnen hingezogen fühlte. Allerdings ist es auch so, dass ich, umso älter ich werde, immer neue Stellen finde, an denen ich anders funktioniere: Damals, dass ich nicht hetero bin; als ich Teenager war, dass ich depressiv und vielleicht autistisch bin (letzteres wird gerade geklärt); in den letzten paar Jahren, dass ich aro, ace, poly, und geschlechtslos bin. Meine Identität ist schon immer Teil von mir gewesen und hat mich von anderen abgehoben und entfremdet. Sich meinem Anders-Sein wirklich bewusst zu sein, hilft mir und wahrscheinlich auch meinem Umgang mit anderen sehr.
Was habe ich gemacht, als ich gemerkt habe, dass ich anders bin?
Ein richtiges “Coming-out“ hatte ich glaube ich nicht, obwohl ich zum Beispiel mit Freunden zusammen zum CSD gegangen bin oder meine Eltern von meiner Identität wissen ließ, falls dieses im Gespräch hochkam, egal ob sie mich unterstützen oder nicht. Ich hatte nie wirklich mein Anderssein versteckt, sondern es als Grundlage meiner Identität akzeptiert. Man muss aber auch sagen, dass ich eine relativ private Person bin, und somit das Glück hatte, nur selten Hass dafür zu erfahren.
Sonst habe ich mir online sehr viel Gemeinschaft gesucht, zum Beispiel in der loveless- oder voidpunk-community. Das “Nicht-menschlich“ sein, was sonst oft als Waffe verwendet wird, zu einer meiner Stärken zu machen, und tatsächlich gesellschaftliche Erwartungen wie Heirat, Kinder, Monogamie, und auch Liebe als Ausdruck des “moralisch Guten“ und einzig lebenserfüllenden Weg zurückzuweisen und abzulehnen, hat mich zu einem glücklicheren Menschen gemacht.
Seit wann lebe ich nun mein Anderssein?
Kommt drauf an, wie man die Frage interpretiert. Entweder schon seit ich klein bin, da mein Anderssein schon immer Teil von mir war und sich so auch meine Kindheit und eigentlich mein ganzes Leben formte und beeinflusste, oder theoretisch bis heute immer noch nicht vollständig. Geschlechtslos zu sein, ist gesellschaftlich noch nicht weit bekannt und in vielen Situationen traue ich mich immer noch nicht, jemanden zu korrigieren, wenn ich misgendered werde, obwohl ich auch immer mehr Freunde finde, die mich so akzeptieren wie ich bin, den Verein miteingeschlossen.
Dafür bin ich auch jedem, der sich Zeit genommen hat, mich zu verstehen, unglaublich dankbar.