Pridecess stellt vor: Sonja, Vollblutmama und absolute Verfechterin von Inklusion

Hi Sonja, wie schön, dass du heute dabei bist! Wann hast Du denn das erste Mal gemerkt, dass du anders bist?

Wenn ich zurückblicke… eigentlich schon in meiner Kindheit und dies wurde mir auch immer wieder durch die Gesellschaft deutlich gemacht: „Sowas sagt man nicht…“. Vor irgendwelchen Treffen kam ganz oft: „Halte Dich zurück, blamiere uns nicht“ oder „Sowas macht man nicht“ oder „stell Dich nicht so an“. Ich konnte durch mein Empfinden vieles nicht ertragen und das habe ich auch immer sehr deutlich gezeigt. Solche Sachen musste ich mir dauerhaft anhören… Ich fühle anders, ich rede anders; nehme alles wörtlich. Ich bin ein Denker, hochsensibel, Realist und sehr direkt. Viele Reaktionen, die meine Person betreffen, kann ich nicht nachvollziehen und mir wird oft das Gefühl vermittelt, ich sei anders, aber bin ich das wirklich? Oder sind alle anderen gleich? Mh…

Gute Frage! Im Endeffekt sind wir ja alle anders, jede/r auf die eigene Weise! Was hast Du gemacht als Du gemerkt hast, Du bist anders?

Ich war irgendwie immer im Modus „Anpassen, kompensieren & nicht Ich sein“, denn mein Ich passte nicht wirklich in die Gesellschaftsnorm. Man sagt mir auch oft, “Du bist ein Alpha und schon besonders!”. Klasse, soll das ein Kompliment sein? Für die Gesellschaft war ich entweder zu dick, zu groß für ein Mädchen, zu direkt, zu ehrlich, zu unpassend… Die Schulzeit hat mich und meinen Alltag sehr geprägt. Ich war immer im Verteidigungsmodus, aber komischerweise gab es Menschen, die meine Art, Dinge vorherzusehen und meine Denkweise zu “schätzen” (manchmal aber auch zu missbrauchen) wussten. Ich verstehe die Menschen oft nicht in ihrem Sein, Denken und Handeln, welches mich immer in den Denkmodus bringt. Es muss für mich eine logische Erklärung dafür geben. Vorher lässt mich das nicht los. Ich lebe in meiner eigenen Bubble und nur mein Mann und meine Kinder sind auf meiner Ebene und nehmen mich so, wie ich bin. Aber auch andere Menschen dürfen in meine Bubble eintreten, sie müssen mir nur das Gefühl “Ich darf ich sein” vermitteln. Meistens sind das Menschen, die ähnlich sind wie ich… bei Ihnen fühle ich mich sicher und frei und brauche mich nicht immer in Frage stellen.

Schade, dass Deine Schulzeit Dich so bedrückt hat und noch heute einen Effekt hat! Bist Du irgendwann diese Gefühle losgeworden? Seit wann lebst Du Dein Anderssein?

Da ich alles wörtlich nehme, interpretiere ich die Frage für mich so: „Seit wann ich mein Anderssein nicht mehr verstecke und so lebe, wie ich bin“

Im Jahr 2000 hatte ich ein traumatisches Erlebnis und fiel in ein großes Loch. Ein Mensch, der stets an meiner Seite war, hatte mir Gewalt gezeigt und alles Vergangene mit ihm verstand ich nicht mehr. Was hängen blieb: Essstörung plus psychosomatische Folgen. Die Menschheit war für mich erledigt, sorry…

Dann lernte ich online meinen Mann kennen und er zeigte mir, dass ich so sein kann, wie ich bin. Das holte mich in die Realität zurück. Es gab wieder einen Sinn in meinem Leben und ich stellte meine Person nicht mehr so in Frage. Er ist sogar mein Übersetzer und plötzlich hatte ich jemanden an meiner Seite, der mich verstand und mein Innerstes erkannte. Er ist auch irgendwie besonders anders. Seitdem passe ich mich nicht mehr an, aber ich versuche menschlich dabei zu bleiben, das lehrte mir mein Mann. Dennoch fühle ich mich stets anders als die Anderen, aber jetzt kann ich größtenteils damit umgehen sowie das Handeln oder nicht Handeln von Menschen für mich reflektieren. Sei immer Du selbst und lebe Dein Inneres, denn Du bist, wie Du bist und niemand hat das Recht, Dich in Frage zu stellen!

Wow, eine krasse Geschichte! Es tut mir von Herzen leid, in was für eine Lage Dich dieser Mensch gebracht hat, furchtbar! Doch umso schöner, dass Du jetzt einen Mann an Deiner Seite hast, der so perfekt zu Dir passt! Wir wünschen Euch alles erdenklich Gute für die Zukunft! Danke für Deine Offenheit in diesem Interview 💗

Vielleicht kann ich Andere mit meinen Worten ermutigen, so zu sein, wie sie sind. Das würde mich freuen!


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