Pridecess stellt vor: Antonia, Biologin, Fußballspielerin und Welterkunderin

Hallo Antonia, wie schön, dass wir heute etwas über Dich berichten dürfen. Möchtest Du Dich einmal kurz vorstellen?

Hi, ich bin Antonia. Ich wurde als Kind mit einer auditiven Wahrnehmungsstörung, Entwicklungsverzögerung, Muskelhypotonie, grob motorischen Schwierigkeiten sowie mit leichten Gleichgewichtsproblemen und einer leichten Sprachbehinderung diagnostiziert.

Das ist bestimmt ein harter Schlag für ein Kind! Wann hast Du denn für Dich das erste Mal gemerkt, dass Du anders bist?

Ich war 4/5 und ging in den heilpädagogischen Kindergarten, als ich merkte, dass ich anders bin. Ich wurde mit einem Bulli zum Kindergarten gebracht, während die Nachbarskinder zu Fuß zu ihrem Kindergarten gelaufen sind. Zudem bekam ich auch noch Krankengymnastik sowie Ergo-, Reit-, Schwimm- und Sprachtherapie.

Ich fühlte mich vor allem bis ich 10/11 war sehr anders, weil ich zunächst auf einer Förderschule war und bis ich 11 war, in mehreren Therapien war. Zudem behaupteten viele Menschen, vor allem Schulkameraden und Nachbarn, ich sei “anders”. Ich wurde über Jahre hinweg gemobbt, ausgeschlossen und ich konnte häufig bei anderen Leuten nicht richtig landen.

Das tut uns zutiefst leid! Andere Menschen verachten so oft das Anderssein. Wie bist Du mit Deinem Anderssein umgegangen?

Ich habe immer versucht, mich an Kindern/Jugendlichen meines Alters anzupassen, bis ich merkte, dass ich doch vermehrt auf Ablehnung stieß. Damals war ich 12 und ging gerade eben aufs Gymnasium. Ich machte ab dem Zeitpunkt, was ich für richtig hielt und wurde dafür ausgegrenzt und gemobbt. Ich war das fußballspielende, uncoole Mädchen, mit dem man nichts zu tun haben wollte.

Ich hatte vor allem als Jugendliche nur sehr wenige Freunde. Diese gingen nicht mit mir zur Schule oder hatten immer Zeit für mich, daher war ich meist mit meinem Bruder unterwegs.

Das zu machen, was man für richtig hält, ist auf jeden Fall die richtige Entscheidung! Kannst Du Dein Anderssein inzwischen frei ausleben?

Ich lebe mein Anderssein schon immer, wobei ich mit 12 meine “Frei-mach-Phase” hatte. Ich bin einfach ich und das kann keiner ändern. Ich habe keinen Bock, mich anzupassen und mache Trends nur mit, wenn sie mir gefallen. Entweder man mag mich oder man geht mir aus dem Weg. Inzwischen habe ich einen Partner und einige Freunde, die zu mir halten.

Du erwähntest, dass Du immer das „fußballspielende, uncoole Mädchen“ warst. Was für eine Bedeutung hat das Fußballspielen in Deinem Leben?

Ein paar Wochen oder wenige Monate kann ich zähneknirschend auf Kicken verzichten, aber spätestens nach einem halben Jahr ohne Ball am Fuß kriege ich derbe Entzugserscheinungen. Deshalb war es wie Medizin, wieder nach so langer Zeit mit meinem besten Freund und einem Ball loszuziehen.

Kicken und laufen ist nach wie vor das beste Ventil, um Dampf abzulassen. Jegliche Wut, Angst und Stress konnte ich mir so von der Seele schießen. Gute Laune beflügelte mich umso mehr. Jedes Mal, wenn ich nach dem Kicken Heim kam, fühlte ich mich deutlich ausgeglichener und zufriedener als vorher.

Daher kann ich behaupten, dass der Bolzplatz für mich die beste Medizin war/ ist.

Cool, dass Du Deine Leidenschaft gefunden hast! Wie sieht es denn bei Dir heute beruflich aus?

Ich bin ausgebildete Biologisch-Technische Assistentin, aber habe nach der Ausbildung Umweltwissenschaften studiert und arbeite nun in einem Planungsbüro im Naturschutz-Support.

Manchmal merke ich noch, dass meine Wahrnehmungsstörung präsent ist, da ich häufig einen sensorischen “Overload” habe und dadurch bedingt manchmal meine Aufmerksamkeitsspanne nicht so lang ist. Ich kann akustische und visuelle Reize nicht so gut filtern wie andere, weshalb zwischendurch meine Konzentration flöten geht. Natürlich hängt das auch von meiner Tagesform ab. An manchen Tagen arbeite ich wie ein Uhrwerk, während ich an anderen Tagen mich krass zusammenreißen muss, dass ich auch nur paar Zeilen aufs Papier bringen kann.

Wir freuen uns, dass Du durch Deine Therapien und Ähnliches so gut unterstützt werden konntest und heute ein so erfülltes Leben führen kannst! Du hast nicht nur einen Traumjob ergattert, sondern scheinst ja auch in Deiner Freizeit ein volles Programm zu haben! Nicht nur vielen Dank für dieses tolle Interview, sondern auch, dass Du von Dir aus auf uns zugekommen bist! Wir werden Kommentare und Fragen der Leser*innen auf Dich zukommen lassen!

Na klar, habe ich gerne gemacht!


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