Hallo ich bin Maren und erzähle euch von meinem Mobbing:

Ich bin Maren, 43 Jahre alt, und möchte Euch heute erzählen, wie ich zu dem wurde, was ich heute bin:
Ein Mensch, der durch Mobbing krank geworden ist.


Es geht um das Thema Mobbing und Erwachsenwerden.
Also, alles fing bereits im Kindergarten an. Ich kann mich heute noch daran erinnern, wie die
Kindergärtnerin zu meiner Mutter bei einem Sommerfest sagte, dass ich viel zu dick wäre und Mama
mich doch mal auf Diät setzen solle. Selbst den Namen dieser, heute würde man Erzieherin sagen,
Kindergärtnerin weiß ich noch. Hingegen ich viele andere Sachen wirklich nicht mehr weiß. Es sind
einfach Erinnerungsfetzen.
Der Nächste dieser Fetzen zeigt die Untersuchung für die Einschulung. Ich sehe mich da stehen und die
Erwachsenen redeten halt mit Mama. „Ihr Kind ist viel zu dick. Gehen sie bitte zum Hausarzt mit ihr“
hörte ich sie wieder sagen.
Trotzdem wurde ich natürlich eingeschult.
Mit den Mädels und auch einigen Jungen der Klasse lief alles gut. Wir haben uns auch viel außerhalb
getroffen und gespielt. Nur ein Junge in der Klasse war echt gemein zu mir. Und Ihr wisst ja alle, wie
Kinder sind, direkt und gemein.
Nun gut, dieser Junge ärgerte mich halt, wo es nur ging. Im Werkunterricht verschwand mein
Hampelmann. Und immer wieder kam „Du bist viel zu fett. Ein Wunder, dass du Tonne noch laufen
kannst“ und ähnliche Sachen. Ich will hier nicht alles wiedergeben, da mich vieles selbst noch triggern
kann.
Vor einer Sportstunde auf der Laufbahn brannte dann die Sicherung bei mir durch. Der Junge hatte mich
wohl aufs tiefste verletzt und ich wollte ihm nur noch eine runterhauen. Er schlug zurück und wir
prügelten uns einige Sekunden oder Minuten, bis die Lehrerin uns auseinander rief.
Das war das erste und einzige Mal, wo ich mich mit körperlicher Gewalt zur Wehr setzen wollte.
Doch es reichte leider nicht und der Blödmann machte weiter mit seinem Mobbing.
Nun will ich hier auch namentlich nennen, er hieß Peter [Name von der Redaktion geändert]. Hieß, weil ich nie wieder nach der Hauptschule von ihm etwas gehört und gesehen habe.
Bis nach der Hauptschule, denken jetzt wohl viele von Euch. Und ja, es ging noch weiter mit Peter.
Denn als ich umgeschult wurde, war er wieder in meiner Klasse. Und das Schrecklichste war: Ich kannte
keinen aus der Klasse. Ich kann mich nur dunkel daran erinnern, doch ich meinte wohl auch gesagt zu
haben, dass die Klasse und auch Schule nichts für mich sei. Doch die Hauptschule war die Empfehlung
der Grundschullehrer.
Jetzt ging es aber erst richtig mit dem Mobben los. Peter versuchte immer, der Klassenclown zu sein
und sich in den Mittelpunkt zu stellen und schnell merkten einige Personen in der Klasse, dass er auch
sehr fies sein kann. Darunter halt ich und ein Mitschüler, der gewisse Defizite hatte und auch auf andere
nicht als besonders schön wirkte.
Erstmal waren wir zwei die „Brillenschlangen“, dann kamen bei mir so Sprüche mit „Erdbeben“ und
beim Mitschüler „spastischer Spargeltarzan“. Wir wurden halt seelisch fertig gemacht. Beim Sport hieß es
dann „Achtung, da kommt das Erdbeben, die Halle bricht gleich ein“ und ähnliche Sachen.
Tja, und die anderen Mitschüler*Innen schauten meist nur zu. Ich traf mich trotzdem mit ein oder zwei
Jungen am Nachmittag. Und die Mädchen hatten so oder so kaum Probleme untereinander. Auch dort
verabredete ich mich viel nach der Schule. Wir luden uns untereinander zu Geburtstagen ein und hatten
viel Spaß.
Sobald nun wieder die Schule war, hörten einige auf mit mir zu reden. Ich weiß noch, dass später meine
beste Freundin versucht hatte, mich zu beschützen. Doch sie hatte auch keine Lust auf Stress.
Keiner aus der Klasse wollte in die Ziellinie geraten,
Als dann noch eine „Strebertype“ dazu kam, hatte man zwischenzeitlich drei Mobbing Opfer in der
Klasse.
Ich denke, dass unsere Klassenlehrerin Frau G. [Name der Redaktion bekannt], viel mitbekommen hat. Sie versuchte auch viel, in Klassengesprächen zu regeln. Denn Peter war ja nicht nur Mobber, er störte auch massiv den Unterricht.
So war vernünftiges Lernen nicht möglich. Es gab auch viele Elternabende wegen den Jungs im
Allgemeinen in der Klasse und im Einzelnen dann noch wegen Peter.
Mein Verhalten zu Hause war dazu neutral. Man verpfeift ja niemanden gern. Vor allem kämen dann ja
noch mehr Gemeinheiten aus Peters Mund.
Ich begann also schon in der Grundschule, es in mich reinzufressen.
Ich hortete süßes ab der Hauptschule auch in meiner Nachttischschublade.

Mama fragte dann, wieso die Packungen im Schrank dann schon fast leer im Süßigkeitenschrank lagen.
Meine Antwort „Das war eine Mogelpackung!“!
Da hätte ich wohl mal mit ihr reden sollen, doch ich wollte sie nicht zusätzlich belasten, denn sie ging zu
der Zeit auch schon wieder arbeiten.
Allgemein wurde ich so erzogen, dass Mädchen sich nicht zu prügeln haben und immer brav, artig und
lieb sind. Dazu kamen so Zitate wie „der Teller wird leer gegessen, vorher wird nicht aufgestanden“,
„Indianer kennen keinen Schmerz und heulen nicht rum“ und „es geht erst nach den Hausaufgaben
machen raus“.
Emotionen zu zeigen war verpönt. Selbst als Mädchen.
Mädchen gehorchten artig und auch das Androhen von Gewalt wurde teilweise noch angesagt.
Schulisch ging es halt so weiter wie bisher.
Ich hatte wenig Motivation dort hinzugehen, andererseits wollte ich noch was lernen.
Ich wollte besser werden, da ich zu Hause von einer nahen Verwandten ständig getriezt wurde.
Es kamen so Sprüche wie „Du bist ja nur Hauptschülerin“ oder „Hauptschüler sind echt zu doof“ und so
weiter. So redete sie auch vor ihren Freud*Innen zu mir.
Mich verletzte das zutiefst. Abends lag ich also oft lange wach und konnte nicht einschlafen, denn es
liefen dann die Sprüche in Dauerschleife und mit Schokolade und Daumen im Mund, beruhigte ich mich
dann halt selbst.
Am tiefsten ist der Satz „Du hast so feine Öhrchen, wie Möhrchen, da will ich von knabbern“, dabei fing
sie wirklich an, an meinem Ohrläppchen zu knabbern….
Ergo, wer mir jetzt zu dicht an die Ohren kommt, muss aufpassen.
Also noch mal als Zusammenfassung.
Von der Grundschule aus bis nach der Hauptschule wurde ich gemobbt.
Und weswegen?
Dem starken Übergewicht, das angefressen wurde, um diese Emotionen zu unterbinden und ein
Schutzschuld aufzubauen.
Und wie das alles Auswirkungen auf meine Gesundheit hatte und hat, erzähle ich Euch Morgen.
Also bleibt dran!


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