Kurz-Interview von Hummeleisbär (HE) mit Hinata (H) – Thema: Transidentität und Cosplay
HE: “Danke, Hinata, dass Du heute mit mir das Interview zum Thema “Transidentität und Cosplay” durchführst. Wie genau würdest Du Dich identifizieren; wie wurdest Du Dir über Dein Geschlecht sicher?”
H: “Ich bin trans. Als ich 2018 17 Jahre alt wurde, habe ich gemerkt, dass ich anders bin. Ich weiß nicht mehr, wie genau; es ist schon zu lange her. Meinen Körper fand ich nie sonderlich schlimm, allerdings hat mich meine Periode gestört. Meine Geschlechtsteile waren mir auch egal, ich fand sowohl Vaginen als auch Penisse ekelerregend. Nun hatte ich eines von beiden, aber ich habe mir nie so wirklich Gedanken darum gemacht. Mit meinen Brüsten hatte ich auch nie wirklich Probleme, da sie sich bei mir zum Glück nie ausgeprägt zeigten… Flachland eben! *lacht*”
HE: “Wem hast Du bereits davon erzählt, dass Du trans bist?”
H: “Damals habe ich für mich beschlossen, es nur meinem Kumpel zu erzählen; in der darauffolgenden Zeit habe ich erst einmal Niemandem davon berichtet. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wem ich wann noch alles davon erzählt habe. Bei meiner Familie habe ich mich, glaub ich, Ende 2019 irgendwann geoutet. Ich habe es einfach so am Esstisch erzählt und habe mir nicht viele Gedanken darum gemacht. Sie sagten so etwas wie “Joa”, aber geglaubt haben sie mir es bis heute nicht.”
HE: “Stört Dich das denn gar nicht?”
H: “Wenn sie es nicht glauben wollen, dann glauben sie es halt nicht, ich kann sie nicht dazu zwingen. Meine Freund*innen haben zum Glück normal darauf reagiert, als ich es ihnen gesagt habe. Sie gehörten schließlich auch alle zur Community. Ich habe akzeptiert, dass bestimmte Menschen wie mein Bruder weiterhin „Deadnaming“ bei mir betreiben, mich quasi mit meinem Namen als Mädchen ansprechen. Im Grunde genommen ist es mir egal, wie mich Andere nennen, ich will mir einfach keine Gedanken darüber machen.”
HE: “Okay…? Für mich klingt das ziemlich traurig und bitter… Was machst Du denn dann in deiner Freizeit, seitdem du dein Coming Out hattest?”
H: “Cosplays waren für mich eine Sache, die mich sehr begeistert haben; ich bin total darin aufgegangen und es hat mir sehr viel Freude bereitet. Entdeckt habe ich Cosplays auf TikTok: Ich fand die Plattform schon immer ziemlich cool. Da habe ich mir verschiedene Beiträge angeschaut. Ich begann damit, zuerst zufällige Videos zu den Themen, die gerade in den Trends waren, hochzuladen. Irgendwann hatte ich dann selbst den Mut, für mich zu beschließen, auch mit Cosplay-Videos anzufangen und dann habe ich mir auch zum Ziel gesetzt, sie tatsächlich zu veröffentlichen. Es bringt einfach eine Menge Spaß. Das Motto “Vibing in a Wig” fasst Cosplaying für mich eigentlich ziemlich gut zusammen.
HE: “Was war die Meinung Deiner Mitmenschen dazu? Wie hat Deine Umwelt darauf reagiert?”
H: “Mir war es wirklich egal, was andere von mir dachten. Ich habe dabei an mich gedacht und tu es auch bis heute. Also habe ich mir einfach eine Perücke aufgesetzt und damit Videos aufgenommen. Später habe ich sogar angefangen, für das Cosplay eigene Sachen zu basteln. Das ist zwar sehr aufwendig, aber ich bin mit Herz und Seele dabei. Ich verbringe Nachmittage damit, Sachen für neue Cosplays zu basteln, um danach dann Videos damit aufzunehmen. Das macht mir unglaublich viel Spaß. Außerdem hoffe ich, dass ich mit meinen Cosplay-Videos andere Menschen motivieren kann.”
HE: “Wow! Das klingt doch nach was. Ich freue mich, dass Du so viel Freude daran hast. Danke Dir, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.”
H: “Kein Problem! Gerne wieder. Falls Du noch Fragen hast, kannst Du mich gern wieder interviewen.”
An alle, die das hier lesen werden: Hinata ist nur einer von vielen Menschen mit einer Transidentität. Vielleicht ist auch unter Euch der/die eine oder andere trans, aber eventuell habt Ihr ganz andere Erfahrungen mit der Erkenntnis Eurer Identität oder Eurem Coming Out gemacht. Gerne interviewen wir auch Euch – schließlich geht es uns darum, so viele Perspektiven wie möglich zu diesem Thema zu veröffentlichen. Für das Interview bekommt Ihr – wie auch Hinata – gerne ein Pseudonym, sofern Ihr denn möchtet. Wir freuen uns auf Euch!
